Dienstag, 30. April 2013

Meritokratie - eine Einführung

Nach langem Hin- und Herüberlegen, habe ich den entschluss gefasst, einen Blog über die Gesellschaftsform der Meritokratie zu schreiben. Anders als bereits zum Großteil bekannte Gesellschaftsformen, wie der Liberalismus, der Sozialismus, der Kommunismus etc., wurde die Meritokratie in ihrer Reinform so noch nirgends auf der Welt praktiziert und könnte damit vielleicht die einzige noch verbleibende Alternative für ein wirklich gerechtes System sein.

Es ist das Ziel dieses Blogs, über die Meritokratie aufzuklären und herauszustellen, warum sie anderen Systemen, auch dem freiheiltlich-demokratischen System weit überlegen ist und warum es sich lohnt, sie als Konzept für die Zukunft ins Spiel zu bringen.

Das Wort "Meritokratie" setzt sich zusammen aus dem lateinischen "meritus", was "Verdienst" bedeutet und dem altgriechischen "kratein", was "herrschen" heißt. Das Prinzip dahinter ist denkbar simpel: Zentrale Machtpositionen, insbesondere in Politik und Wirtschaft, werden ausschließlich nach Leistung vergeben. Das heißt, dass das Volk nicht von denen regiert wird, die sich durch parteipolitisches engagement hochgearbeitet haben und sich zur Wahl stellen, sondern von denen, die sich durch exzellente Leistungen in einem Fachgebiet bewährt haben. Somit ist z.B. der Landwirtschaftsminister nicht nur irgendeine Parteifigur, sondern jemand, der ein Experte auf dem Feld der Agrarwissenschaften ist und sich in Theorie und Praxis z.B. durch eine Promotion als besonders geeignet dafür erwiesen hat, die große Verantwortung für sämtliche agrarpolitische Entscheidungen auf Bundesebene übernehmen zu dürfen.

Um den immensen Vorteil dieses Systems zu verdeutlichen, hier mal ein Beispiel aus der heutigen Zeit. Wir leben ja nun angeblich in einer "freiheitlich demokratischen Gesellschaft" also einer Gesellschaft, in der das Volk seine Vertreter in geheimen, unmittelbaren, allgemeinen, freien und gleichen Wahlen in die entsprechenden Verantwortungspositionen befiehlt. Ich werde jetzt einen beliebigen Politiker mit relativ hoher Verantwortung wählen und an diesem das Dilemma unserer heutigen Gesellschaft einerseits und den Vorteil einer Meritokratischen Gesellschaft andererseits verdeutlichen. Ich werde hierzu den CDU-Politiker Günther Oettinger wählen. Er ist Politiker auf EU-Ebene (auf dieser Ebene werden heute die meisten politisch wichtigen Entscheidungen getroffen) und Kommissar für Energie. Gewählt wurde Oettinger leider nicht, denn die EU-Kommissare werden nicht gewählt und haben eigentlich keine demokratische Legitimation, da sie einfach von den Mitgliedsstaaten nominiert werden können. Soviel also schonmal zum Thema Demokratie. Jetzt schauen wir uns diesen Mann doch einmal etwas genauer an: Studium der Rechtswissenschaft und Volkswirtschaftslehre...arbeitete lange Zeit als Wirtschaftsprüfer...wer hier einen Zusammenhang zu Energiepolitischen Fragen sieht, kann sich bitte bei mir melden. Eine besondere Eignung in Form einer Promotion zum Thema EU und Energie fehlt gänzlich. Dann ist der Herr ja nun auch auf internationaler Ebene tätig, wofür ein entsprechendes Englisch, meines Erachtens mindestens auf C1-Niveau nach europäischem Referenzrahmen Pflicht ist. In diesem schönen Video kann man sich gern von den nicht vorhandenen Englischkenntnissen unseres lieben Kommissars überzeugen lassen:

http://www.youtube.com/watch?v=icOO7Ut1P4Y

Wir sehen, wir werden von Menschen regiert, die erstens, keiner demokratischen Legitimation unterliegen, zweitens, keinerlei besondere Fachkenntnisse auf ihrem Verantwortungsgebiet innehaben und drittens, sich von Lobbyisten beim Puffbesuch in Brüssel neue Gesetzesvorlagen unter die Nase reiben lassen. Insgesamt gilt: in unserem jetzigen System, also der Mischung aus freiheitlich-demokratischer Grundordnung und freier Marktwirtschaft werden die Besten eher zu McKinsey und Co. gehen und nicht in die Politik, da hier der Verdienst für den Einzelnen wesentlich größer ist. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass die "Elite" also die Besten der Besten eher daran ein Interesse hat, ihre Fähigkeiten zur maximierung des persönlichen Profits oder des Profits ihres Unternehmens einzusetzen, als dem Volk zu dienen. Dabei sind es gerade diese Sachverständigen, die eine Gesellschaft in den entsprechenden Positionen braucht. Immer wieder wird von den "Wirtschaftsweisen" gesprochen, sei es in Davos oder beim Club of Rome. Leider ist der Großteil derer Mitglieder in der Wirtschaft und nicht in der Politik tätig. Natürlich nimmt die Wirtschaft auch viel Einfluss auf die Politik (Stichwort: Lobbyismus), dann aber nicht, um die Situation der Gesamtbevölkerung zu verbessern, sondern um den Profit des eigenen Unternehmens zu stärken.

Wie sähe das ganze in einer Meritokratie aus? Dies sind die Grundpfeiler des Meritokratischen Systems:

  • Keine Parteien (Herrschaft eines Konglomerats verschiedener Sachverständiger)
  • Totale Chancengleichheit für alle Menschen
  • 100% Erbschaftssteuer (um "Vetternwirtschaft" und eine Abhängigkeit der Herkunft von den entsprechenden Bildungschancen zu verhindern)
  • starke Kontrolle der Wirtschaft durch die Politik
  • herausragende Leistungen als einziger Weg zu zentralen Positionen, die mit entsprechend viel Macht/Verantwortung aber auch mit hervorragender Bezahlung einhergehen
  • Ein hervorragendes, allgemein zugängliches Bildungssystem, das auf individuelle Förderung ausgelegt ist

 Leider wurde solch ein System nie in diesem Sinne versucht. Als der Meritokratie ähnlichstes System könnte das Staatssystem des chinesischen Kaiserreiches betrachtet werden, welches China für jahrtausende eine asiatische hegemonialstellung sicherte und dessen zugrundliegende konfuzianistische Werte heute wieder für den erneuten Aufschwung mitverantwortlich sind. Im alten Kaiserreich Chinas wurden harte Beamtenprüfungen durchgeführt. Ihr schwierigkeitsgrad war immens, sodass sichergestellt wurde, dass nur die Besten der Besten als wichtige Beamte das Land führen durften. Es gab unterschiedliche Examensprüfungen: kleinere Beamte hatten eine einfachere Prüfung zu absolvieren als die sehr hohen Beamten, die natürlich auch einen größeren Verantwortungsbereich hatten. Somit sind Leistung und Verantwortungsbereich (und auch Macht) zueinander proportional. Zur Prüfung konnten sich Bürger_innen aus allen Schichten anmelden, egal ob Bauer, Soldat oder Lehrer, somit hatte jede_r die Möglichkeit, durch die Prüfung das Können unter Beweis zu stellen und eine machtvolle Beamtenposition zu erlangen.

Jetzt fragt sich der Demokrat: Was ist mit denen, die keine besondere Leistung bringen? Was ist mit den einfachen Arbeitern? Nun, diese stellen natürlich ein wichtiges Rückgrat jeder Gesellschaft dar. Es ist nun in einer meritokratischen Gesellschaft so, dass jede_r von Geburt an die gleichen Chancen hat, wer sich also dazu entscheidet, nicht den schweren Weg zu gehen und zu einem "Experten" zu werden, kann sich zurücklehen und dem Tagewerk nachgehen und sich sicher sein, dass er/sie von den Besten des Landes regiert wird.

Also ich bin gespannt: was haltet ihr von diesem System? Diskutiert hier gern mit, es wird bald mehr Informationen zu dem Thema geben. Ich freue mich auf eine anregende aber bitte sachliche Diskussion.